#3 Imposter Syndrom: Von Selbstzweifeln geplagt - Ellen Holling - Life Coach
Imposter Syndrom
Imposter Syndrom, Hochstapler Syndrom, Imposter Phänomen, Selbstzweifel, Glaubenssätze, Selbstwert
100
post-template-default,single,single-post,postid-100,single-format-standard,stockholm-core-2.4.2,select-child-theme-ver-1.1,select-theme-ver-9.7,ajax_fade,page_not_loaded,menu-animation-underline,,qode_menu_,wpb-js-composer js-comp-ver-7.5,vc_responsive
Imposter Syndrom

#3 Imposter Syndrom: Von Selbstzweifeln geplagt

„Was, wenn alle merken, dass ich nur bluffe – Das war doch nur Glück, dass ich den Job bekommen habe – Meine Expertise wird von anderen maßlos überschätzt – Was wenn er bemerkt, dass ich nicht die Traumfrau bin, die er glaubt an seiner Seite zu haben“

 

Solche oder ähnliche Gedanken kennen Menschen mit dem Imposter Syndrom, auch bekannt unter den Namen Hochstapler-Syndrom, Imposter Phänomen, Imposter Selbstkonzept, zu gut.

Während meiner bisherigen Coachingtätigkeit bin ich immer wieder auf Frauen getroffen, die von von diesen ausgeprägten Selbstzweifeln betroffen sind. Allesamt sehr erfolgreiche Frauen, mit internationaler beruflicher Erfahrung, Frauen in Führungspositionen, Unternehmerinnen. Es sei aber schon vorweggenommen, nicht nur Frauen sind davon betroffen.

Mir ist es ein Anliegen über dieses Phänomen zu sprechen, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Es ist zwar ein weit verbreitetes Thema, jedoch kein öffentliches. Daher kläre ich in diesem Artikel u.a. über folgende Fragen auf:

  1. Was ist das Imposter Syndrom?
  2. Was bedeutet das Imposter Syndrom im Alltag?
  3. Was sind die Ursachen?
  4. Wer ist davon betroffen?
  5. Was kann man „dagegen“ tun?

 

1. Was ist das Hochstapler Syndrom?

Ein Mensch der von diesem Phänomen betroffen ist, hat über sich selbst die Annahme, dass er ein Hochstapler – ein Blender sei. Diejenigen sind insgeheim davon überzeugt, dass ihre Erfolge auf glückliche Zufälle, durch Charme, gutes Aussehen oder durch Beziehungen zurück zu führen sind. Es fällt ihnen schwer die eigenen Leistungen und Fähigkeiten anzuerkennen. Erfolg hat man somit nicht verdient. Sie sind der Auffassung, dass ihre Mitmenschen sie überschätzen und sie folglich jederzeit damit rechnen müssen aufzufliegen, und ihr wahres „unfähiges“ Ich entlarvt wird. Erfolge beziehen sich hier nicht nur auf den beruflichen Lebensbereich. Auch das erfolgreiche Mutter-/Vaterdasein oder der Erfolg einer gut funktionierenden Partnerschaft sind davon betroffen. Wichtig zu wissen ist, das Imposter Syndrom ist keine Krankheit, es gilt vielmehr als psychologisches Phänomen.

 

2. Was bedeutet das Imposter Syndrom im Alltag?

Das Imposter Syndrom bedeutet vor allem Stress und Druck für die Betroffenen. Körperliche Symptome wie häufige Kopfschmerzen, Verspannungen und Schlaflosigkeit sind keine Seltenheit.

Um unentdeckt zu bleiben und sich der Scham über die eigene Unfähigkeit nicht stellen zu müssen, werden hauptsächlich zwei Bewältigungsstrategien gewählt.

Die einen arbeiten sehr hart und lange, vernachlässigen dadurch ihr soziales Umfeld. Sie bereiten alles bis aufs Kleinste vor – Perfektion ist gerade gut genug. Damit will man sich vor dem Versagen schützen bzw. absichern. Eine andere Bewältigungsstrategie ist die Prokastination. Hier werden die gefühlten, schier nicht erfüllbaren, Aufgaben aufgeschoben. So liegt die Entschuldigung dafür, dass man versagt hat, klar auf der Hand. Man hatte schließlich nicht genügend Zeit gehabt. Beide Varianten zielen darauf ab, den eigenen Selbstwert zu schützen.

 

3. Was sind die Ursachen für das Hochstapler-Selbstkonzept?

Geringer Selbstwert bzw. Selbstvertrauen in Verbindung mit Perfektionismus sind eine häufige Kombination bei Menschen mit dem Imposter Syndrom. Meist ist dies auf die Kindheit zurückzuführen. Ein Erziehungsstil, bei welchem Leistung mit Liebe verwechselt wurde, kann das Syndrom fördern. Oder aber wenn ein Mensch untypischer Weise zum eigentlichen familiären Umfeld eine höhere berufliche Laufbahn einschlägt, kann ihn das ständige Gefühl begleiten irgendwie fehl am Platz zu sein. Folglich wird er seinen eigenen Kompetenzen nicht trauen.

 

4. Wer ist davon betroffen?

Es gibt Studien die besagen, dass ca. 50% aller Führungskräfte die beschriebenen Gefühle kennen. Dabei ist die Verteilung auf Männer und Frauen gleich. Oftmals wird davon ausgegangen, dass Frauen häufiger davon betroffen sind. Dies konnte jedoch nicht bestätigt werden. Vielleicht sprechen Frauen dann doch eher darüber als Männer, wodurch der Anschein erweckt wird.

 

5. Was man „dagegen“ tun kann?

Das Imposter Syndrom wegzaubern funktioniert so einfach nicht. Aber es gibt ein paar Kniffe und Tricks mit denen es um einiges leichter wird:

  • Reden: Darüber reden hilft schon sehr viel. Dadurch stellt man fest, dass man nicht allein ist. Und vor allem bemerkt man, dass Menschen die man für besonders kompetent und eloquent hält, im selben Boot sitzen.

 

  • Erfolgstagebuch: Ein Erfolgstagebuch kann wahre Wunder bewirken. Einfach mal die kleinen und großen Erfolge, die erhaltenen Komplimente und Feedbacks notieren. Dies hilft den Selbstwert zu erhöhen und der Kompetenzdemenz entgegenzuwirken.

 

  • Realitätscheck der eigenen Gedanken: Auch die Überprüfung der eigenen Gedanken hilft. Ist es wirklich wahr, dass ich nichts kann und alle anderen nur blende? Kann ich mit 100-prozentiger Sicherheit bejahen, dass ich den Job nur durch Glück und Zufall erhalten habe? Kann es wirklich sein, dass ich zu jederzeit eine Rabenmutter bin?

 

  • Perfektionismusillusion: Perfektionismus ist eine Illusion. Und das Streben danach setzt unter Druck. Die Imperfektion macht doch das Leben aus und es so erst richtig spannend. Schon als Kleinkind lernt man das Laufen in dem man immer wieder hinfällt. Fehler und Rückschläge sind eine Chance uns weiterzuentwickeln und uns dem Leben zu öffnen.

 

  • Vergleiche: Ständiges Vergleichen mit anderen nimmt Energie und zieht einen von sich selbst weg. Jeder Mensch ist für sich, mit seinen eigenen Talenten, einzigartig. Ja, vielleicht weiss XY auf einem Themengebiet mehr als man selbst, dafür kann XY aber andere Dinge nicht, die man selbst kann. Das Gras der anderen Weide scheint oft nur grüner. Man ist einfach schon zu sehr an den Grünton der eigenen Weide gewöhnt.

 

  • Glaubenssatzarbeit: Das Aufdecken, Ansehen und Bearbeiten der, mit dem Imposter Syndrom in Zusammenhang stehenden, Glaubenssätzen ist sehr kraftvoll und bewirkt unheimlich viel. Glaubenssätze sind innere Überzeugungen, welche nicht hinterfragt werden. Sie werden als Wahrheit angenommen und die eigenen Handlungen danach ausgerichtet. In Bezug auf das Imposter Syndrom sind das Sätze wie: „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin es nicht wert“ oder auch „Ich muss perfekt sein“.

 

  • Hilfe suchen: Zu zweit ist man weniger alleine und das Arbeiten an persönlichen Lernfeldern fällt leichter. Zudem werden Ziele schneller erreicht mit Hilfe von Außen. Beim Imposter Syndrom können Therapeuten oder auch Coaches unterstützten. Gerade im Bereich der Glaubenssatzarbeit und der Stärkung des Selbstbewusstseins sind Coaches ideale Partner, damit in einem relativ kurzen Zeitraum Fortschritte erzielt werden können. Gerne unterstütze auch ich bei Themen rund um das Imposter Syndrom.

 

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Namen teilen:

Jennifer Aniston, Emma Watson, Jodie Foster, Kate Winslet, Tom Hanks, Meryl Streep, Ryan Reynolds, Michelle Pfeiffer, Lady Gaga, Rene Zellweger, Jennifer Lopez, Robert Pattinson, Penélope Cruz, Serena Willams und kaum zu glauben: Albert Einstein.

Allesamt haben eines gemeinsam: das Imposter Syndrom. Wer hätte das gedacht? Ich nicht!

 

 

Foto: Anna Shvets von Pexels